Warum ein Einkreuzprojekt?

 

 

Printausgabe der Tiroler Tageszeitung vom Fr, 03.06.2016
Judith Sam - Artikel: "Von wegen „Mops-fidel“

Auszug:

Um wieder mehr genetische Varianz zu garantieren, rät die Niederösterreicherin zu Einkreuzungen:
(Zitat Prof. Dr. Irene Sommerfeld-Stur): „Bei Sportpferden ist es üblich, rassefremde Vollblüter einzukreuzen. Bei Hundezüchtern birgt dies allerdings den Nachteil, dass man dies außerhalb der Zuchtverbände tun müsste. Damit würden den Züchtern die besten passenden Zuchtpartner verwehrt.“

Die Zuchtverbände hätten sich nämlich der Reinrassigkeit verschrieben und nutzen Einkreuzungen nur als letzten Ausweg:

(Zitat Prof. Dr. Irene Sommerfeld-Stur) : „Dabei gibt es Rassen, wie den ,Kromfohrländer‘, die bereits extrem genetisch verarmt sind, so dass ein Erhalt der Rasse de facto nur noch über Einkreuzungen möglich ist.“

Auszug-Ende


Und weil der VRK diese Ansicht teilt, führen wir unser Einkreuzprojekt - für den Kromfohrländer!

 

 

 

 

Wer sich näher mit der Rasse der Kromfohrländer beschäftigt, wird zweifellos feststellen, dass diese Rasse durch zahlreiche Erbkrankheiten belastet ist und man bei den Erkrankungen nicht mehr von Einzelfällen sprechen kann.

Dies ist auf einen anfänglich sehr kleinen Genpool zurückzuführen.
Die Rasse der Kromfohrländer fußt auf nur drei Ausgangstieren, dies ist eine kynologische Ausnahmesituation!

Die Kromfohrländer basieren auf einer Inzucht, die Folgen davon spüren wir heute sehr deutlich. Der hohe Inzuchtgrad hat Auswirkungen auf Wesen und Gesundheit der Kromfohrländer, zwei "Baustellen", die es anzugehen gilt.

Was die Gesundheit betrifft, so haben sich beim Kromfohrländer viele Krankheiten manifestiert:

Wir finden u.a.:

  • Epilepsie
  • hereditäre Katarakt (erblich bedingter grauer Star)
  • digitale Hyperkeratose, auch „Corny feet"
    (eine Verhornungsstörung der Ballen)
  • ED
  • Patellaluxation
  • Herzerkrankungen
  • Cystinurie
  • zahlreiche Autoimmunerkrankungen
    (unter anderen SLO, hämolytische Anämie, Arthritis, von Willebrand und Bullosa epidermolysis) 


Der Verwandtschaftsgrad der Kromfohrländer untereinander ist so groß, dass es mit diesem Hintergrundwissen immer schwieriger wurde, geeignete Verpaarungspartner zu finden.
Das Zuchtziel sollte sein: gesunde Kromfohrländer mit einem freundlichen Wesen - ein frommer Wunsch und nach aktuellem Stand der Kromfohrländer-Rassezucht eine Illusion... Leider...

Der Züchter ist eigenverantwortlich für seine gezüchteten Hunde und steht gegenüber den Welpenkäufern grade für seine Hunde. Mit reinrassigen Welpen lastet die Verantwortung schwer auf den Schultern der Züchter, die Krankheitsrate innerhalb der Rasse der Kromfohrländer ist so hoch, dass man von einem Drittel erkrankter Kromfohrländer spricht.

Es musste ein Weg gefunden werden, um den Genpool wieder zu erweitern und somit langfristig eine gesündere Population erreichen zu können. Die wundervolle Rasse der Kromfohrländer muss erhalten bleiben!
 
Der einzige Weg liegt im „Einkreuzen“ phänotypischer Hunde. Das heisst, es werden optisch ähnliche Hunde anderer Rassen oder auch passende Mischlinge mit Kromfohrländern verpaart, um wieder frisches Blut in die Rasse zu bekommen.



Welche Hunde eignen sich für das Einkreuzprojekt?

Da der VRK sich auf den ursprünglichen, rauhaarigen Kromfohrländer festgelegt hat, werden ausschließlich rauhaarige Hunde im Zuchtprojekt des VRK eingesetzt. Die meisten reinrassigen, bärtigen Hunde verfügen über einen Jagdtrieb, der beim Kromfohrländer nicht erwünscht ist -deshalb werden auch passende Mischlinge eingesetzt.

Im Einkreuzprojekt des VRK finden sich nur Hunde mit einem freundlichen und belastbaren Wesen und ohne Jagdtrieb.

 

Der Grundsatz lautet:

Zucht auf Basis von Gesundheit, Rauhaarigkeit und Wesen!

 

Alle Zuchttiere im VRK werden vor einem Deckeinsatz mehrfach tierärztlich untersucht.

Die hereditäre Katarakt ist bei den Kromfohrländern verbreitet, deswegen wird  bei Rüde und Hündin eine Augenuntersuchung  von einem Fachtierarzt des Dortmunder Kreises (DOK) durchgeführt. Die  Tierärzte des DOK haben sich auf die Untersuchung und Auswertung erblich bedingter Augenerkrankungen spezialisiert und die Daten werden zentral erfasst und einheitlich beurteilt.

Desweiteren verlangt der VRK von den Deckrüden einen COLA Test, eine Harnuntersuchung, bei der die Aminosäuren bestimmt werden, um die Ausbreitung der Cystinurie zu verhindern. Zum COLA-Test gehört eine Sedimentsbestimmung sowie eine pH-Wert Bestimmung, um die Werte korrekt interpretieren zu können.
 

Jeder Zuchthund im VRK legt den Gentest für Digitale Hyperkeratose und von Willebrand vor. Hunde mit dem Befund "heterozygot Träger" erhalten eine Verpaarungsauflage.

 

Bei den Zuchthündinnen wirdn ein aktuelles Blutbild inkl. Schilddrüsenprofil gemacht.

Die potentiellen Zuchthunde werden von einem Zuchtwart des VRK sowohl im Aussehen als auch hinsichtlich ihres Wesens überprüft.

Die Daten der Hunde werden im vereinseigenen computergestützten Zuchtprogramm gespeichert und wenn möglich wird auch etwas über die Abstammung der Tiere in Erfahrung gebracht.
Allerdings ist es schwierig, genaue Auskünfte über die gesundheitliche Situation der Ahnen zu erhalten, da nicht alle Hundebesitzer einen engen Kontakt zu ihren Züchtern pflegen und nicht alle gesundheitlichen Probleme bekannt gegeben werden.



Sichtungen, warum?

Um die Entwicklung des Einkreuzprojektes im Auge zu behalten, werden die Nachzuchten zu zwei Sichtungen eingeladen.

Anlässlich der ersten Sichtung wird der gesamte Wurf in einem Alter zwischen 12 und 18 Monaten angeschaut. Die Junghunde werden auf ihre Entwicklung im Gebäude sowie im Wesen beurteilt. Hierzu wird bei den Rüden ein aktueller COLA Test gefordert, um bei erhöhten Werten rechtzeitig reagieren zu können. Zur Zucht geeignete Hunde können die Zuchtzulassung erhalten.

Mit fünf Jahren werden die Hunde nochmals zu einer Sichtung eingeladen. Dieses Mal wird die Ausformung des Wesens und vor allen Dingen die gesundheitliche Entwicklung begutachtet. Zu dieser Sichtung ist eine Augenuntersuchung des Dortmunder Kreises vorzulegen.

Bei den Sichtungen des VRK wird jedes Mal der ganze Wurf beurteilt, nicht nur, wie bei anderen Zuchtverbänden üblich, vielversprechende Einzeltiere.

Zusätzlich zu den Sichtungen werden vom VRK Gesundheitsbögen an die Hundebesitzer versandt, um gesundheitliche Probleme zeitnah erfassen zu können. Die Fragebögen werden  im Hundealter von 3, 8, 12 und 15 Jahren verschickt.

 

 

Zucht im VRK - ein weiterführender Artikel - an dieser Stelle!

Der VRK ist Mitglied bei

"Die Gesellschaft zur Förderung Kynologischer Forschung e.V."
gkf