Gentests beim Kromfohrländer
Bis 2014 gab es für den Kromfohrländer keinen Gentest für eine Erkrankung. Seit Jahrzehnten schon wird geforscht bei Epilepsie und Cystinurie, bis jetzt ohne Erfolg. Andere Rassen haben da mehr Glück, bei vielen Rassezuchtvereinen gehören verschiedene Gentests im Vorfeld eines Wurfes als Selbstverständlichkeit zur Zuchtvorbereitung dazu. Sie sind wertvolle Instrumente bei der Zuchtplanung. Viele Erkrankungen kann man so vermeiden und langfristig ausmerzen.
Ab 2014 hatte man endlich den ersten Gentest für den Kromfohrländer verfügbar. Die Digitale Hyperkeratose konnte so wirkungsvoll bekämpft werden. Der Gentest wurde vom offiziellen deutschen Rassezuchtverband und auch vom Schweizer Kromi Club schnell verbindlich für die Zucht erklärt. Damit wurde sicher gestellt, dass keine Welpen mehr an Digitaler Hyperkeratose erkranken werden. So sieht verantwortungsvolle Zuchtlenkung aus!
Dass es Kromfohrländer gibt, die mit der Blutgerinnung Probleme haben, ist seit Jahrzehnten bekannt. Es gab immer wieder Berichte über stark blutende Kromis, aber wenig Fassbares.
Ab Sommer 2017 war für Europa der Gentest für von Willebrand Typ I beim Kromfohrländer verfügbar.
Seither wird von offizieller Seite an der Gültigkeit dieses Gentests gezweifelt. Würden aber mehrere Labore diesen Test für den Kromfohrländer anbieten, wenn er nicht Gültigkeit hätte? Wer zweifelt, darf gerne selber bei den Laboren anfragen. Es finden sich hier auf der VRK Website auch eine Stellungnahmen dazu von Genoscoper.
Mit Datum vom 16. Mai 2019 wurde eine Studie publiziert zum Thema von Willebrand Typ I.
Der Gentest gibt zweifelsfrei Auskunft über den Genstatus des Hundes. Ist er frei, oder trägt er ein schadhaftes Allel für vW oder zwei? Für die Zuchtlenkung sind das die wichtigen Aussagen, der
von Willebrand Faktor - der Blutgerin-nungsfaktor - ist hier sekundär. Für die Zuchtplanung reicht das Wissen um den Genstatus.
Beim Kromfohrländer sind fast 40% der Population entweder betroffen/krank (homozygot betroffen) oder Träger (heterozygot betroffen). Die Anzahl betroffener Hunde wird steigen, je länger die Züchter die Hunde nicht testen. Man riskiert damit bewusst, dass erkrankte Hunde zur Welt kommen und sich die Krankheit weiter verbreitet. Ist das verantwortbar? Der finnische Rassezuchtverein macht sein Jahren den Gentest über die Firma Genoscoper und lässt die Ergebnisse auch in die Zuchtplanung einfließen.
Erkrankte Hunde (homozygot betroffen - reinerbig für die Erkrankung) dürfen nicht in die Zucht. Die heterozygoten Trägertiere dürfen in der Zucht eingesetzt werden, allerdings nur mit freien Tieren. So kann man längerfristig die Erkrankung zurückdrängen. Auf lange Sicht soll das Ziel sein, nur noch freie Tiere zu verpaaren.
Der VRK arbeitet seit 2017 mit dem Gentest MyDogDNA.
Er umfasst diverse Krankheiten für eine Vielzahl von Rasse-hunden.
Beim Kromfohrländer sind es bis jetzt leider nur wenige Erkran-kungen, die getestet werden können - aber immerhin. Für die seriöse Zuchtplanung sind diese Erkenntnisse immens wichtig.
Per Stand Januar 2024 sind beim Kromfohrländer die Erkrankungen
Digitale Hyperkeratose
von Willebrand Typ I
Hyperurikosurie
Degenerative Myelopathie
beim Gentest von MyDogDNA inkludiert und für uns relevant.
Es finden sich bei MyDogDNA zudem Tests für
Chondrodysplasie
Dystrophie
Progressive Retinaatrophie (prcd-PRA)
die ebenso für den Kromfohrländer gelten.
Der Gentest gibt ebenso Auskunft über Fell- und Farbvererbung und - ganz wichtig - über die genetische Varianz des Hundes.
Wie Frau Dr. Sommerfeld-Stur beim vom VRK organisierten Genetik-Seminar im Februar 2018 klar sagte: "Bei einer Rasse die vorhandenen Gentests nicht zu nutzen, ist einfach nur dumm."
Ergänzend möchten wir hier den Artikel von Eva Holderegger Walser veröffentlichen. Er erschien im Schweizer Hundemagazin im Jahr 2018. Auch sie sagt klar - Gentests gehören zur Zuchtlenkung dazu.
Beim VRK werden alle Zuchttiere und alle Welpen aus dem VRK Einkreuzprojekt mit dem Gentest MyDogDNA getestet. Wir werden somit im Einkreuzprojekt keine erkrankten (Merkmalsträger) Hunde für die getesteten Krankheiten mehr haben.
Wünschenswert wäre es, wenn auch die Zuchtvereine innerhalb des VDH/SKG hier ihre Zuchtlenkungsmaßnahmen anpassen würden und die vorhandenen Gentests beim Kromfohrländer verpflichtend machen würden.
Zu den Themen von Willebrand, Cystinurie, Hyperurikosurie, Digitale Hyperkeratose und genetische Varianz haben wir hier auf der VRK Website detaillierte Artikel, die weiterführend sind. Wenn Sie mögen, lesen Sie also weiter...
Und noch eine wichtige Bemerkung zum Schluss:
- wenn Sie den Gentest machen, beachten Sie unbedingt Folgendes:
Bevor Sie den Backenabstrich machen, stellen Sie bitte sicher, dass Ihr Hund für 2 Stunden keinen Kontakt zu anderen Hunden hatte, nicht mit fremdem Hundespielzeug gespielt hat und nicht gefressen hat. Ansonsten könnten fremde Zellen im Mundraum sein - der Test würde verfälscht.
Wenn Sie Welpen testen möchten - dasselbe gilt für Welpen!
Um den Test mit einem sicheren Resultat machen zu können, müssen auch Welpen 2 Stunden von Geschwistertieren und der Mutter getrennt werden. Sie dürfen keinen Körperkontakt zu ihren Geschwistern
haben und dürfen auch nicht säugen. Ebenso dürfen sie nicht auf Decken liegen, wo auch die Geschwister liegen - im Mundraum des Welpen können sonst Zellen der Mutter oder der Geschwister sein,
somit würde das Testergeb-nis nicht stimmen.
Welpen unter 3 Wochen dürfen NICHT von Geschwistern und/oder der Mutter für 2 Stunden getrennt werden. Das ist Stress pur für Welpen und die Hündin. Welpen ab 6 Wochen können mit einer guten
Planung getestet werden.
Verschiedene Labore bieten seit langem Rasse-Pakete an, seit kurzem auch für den Kromfohrländer.
Labogen/Laboklin z.B. ist hier ein Anbieter, ebenso wie Feragen.
Bei Labogen ist im Kromfohrländer Paket inkludiert (Stand Januar 2024):
Degenerative Myelopathie (Exon 2), Digitale Hyperkeratose (DH), Hyperurikosurie (SLC), MDR1-Genvariante*** (Ivermectinunverträglichkeit), von-Willebrand Erkrankung Typ 1 (vWD 1) und Furnishing.
Bei Feragen (Stand Januar 2024):
Degenerative Myelopathie - DM
Hereditäre Fußballenhyperkeratose (Irish Terrier & Kromfohrländer Typ)
Hyperurikosurie - HUU
Progressive Retinaatrophie, Progressive rod-cone Degeneration – PRA-PRCD
Von Willebrand Erkrankung Typ I - vWDI
Noch ein Nachtrag zum Thema Gentest/DLA-Haplotypen
Wir können seit kurzem auch die Haplotypen bei den Hunden bestimmen. Der Kromfohrländer schneidet auch hier schlecht ab, er hat nur wenige verschiedene Haplotypen im geschlossenen Genpool drin (5).
Die Haplotypenbestimmung macht bei grossen Rassen Sinn, denn hier hat man noch Auswahl in der Wahl des Verpaarungspartner und dieser sollte im Idealfall nicht dieselben Haplotypen haben wie der eigene Zuchthund.
Die Wahl des richtigen Bräutigams für eine reinrassige Kromi-Hündin darf nicht zu einem Grossteil von den Haplotypen bestimmt werden - diese Möglichkeit der Evaluation ist nur ein kleiner Baustein bei der Zuchtplanung.
Was nützt die Wahl des Haplotypenhundes, wenn der aber einen AI-erkrankten Vater hat, oder wenn sein Wesen nicht passt?
Beim Kromfohrländer fallen mit der richtigen Anwendung aller Zuchtlenkungs-Filtermöglichkeiten eigentlich fast alle Verpaarungspartner durch, denn man stösst, egal in welche Richtung man schaut, auf Hürden. Die Genetik alleine darf nie der Entscheidungsgrund geben für eine Verpaarung.
Wenn man zwei Zuchthunde zusammenbringt, bei denen die Verwandtschaft mit den selben Krankheiten kämpft (und das ist bei allen reinrassigen Kromfohrländern so), dann potenziert man die Gefahr und der Nachwuchs wird logischerweise auch an diesen Erkrankungen leiden. Die passenden Haplotypen nützen hier gar nichts.
Die Haplotypen sind "nice to have" - beim Kromfohrländer sind nach Durchsicht aller Zuchtlenkungsthemen reinrassig die Möglichkeiten sehr sehr sehr begrenzt. Und die Verwandtschaft ist zudem sehr eng, auch mit der bestmöglichen Wahl des Partner.
Alle Kromfohrländer sind im gleichen Genpool-Topf. Einmal umrühren bringt nichts punkto Genvielfalt.